Ma Jiangbao 
   
Ma Jiangbao
Mittlerweile wird der Wu-Stil in immer mehr Städten und Ländern Europas unterrichtet und die Schüler Ma Jiangbaos haben sich im „Forum für traditionelles Wu Tai Chi Chuan“ zusammengefunden. Sie sind glücklich, einen Lehrer gehabt zu haben, der direkt in der langen Tradition der Tai Chi Chuan-Geschichte stand. Sie beginnt je nach Legende während der Song- (960-1279 n. Chr.) oder der Yuan-Dynastie (1279/1280-1368 n.Chr.). Damals soll der taoistische Mönch Zhang Sanfeng am Berg Wudang die Kampfkunst des Tai Chi Chuan entwickelt haben. Die Legende ist bis heute nicht bewiesen und so weisen die Veröffentlichungen von Historikern dieses Jahrhunderts Chen Wangting (1597-1664) die Entwicklung des Tai Chi Chuan zu. Bis zur fünften Generation nach Chen Wangting wurde das Chen-Stil Tai Chi Chuan nur innerhalb der Familie unterrichtet. Erst Chen Changxing (1771-1853) änderte dies, indem er Yang Luchan (1799-1872) als Schüler akzeptierte.
Yang Luchan, der Begründer des Yang-Stils, unterrichtete später in Peking am Hofe des Kaisers. Er war für seine Kampfkunst sehr berühmt und so befanden sich unter seinen Schülern auch Soldaten und Leibwächter des Kaisers. Yang Chengfu (1883-1936), der Enkel Yang Luchans, entwickelte eine neue Form, die heute die meistgeübte Form des Yang-Stils ist. Der Mandschure Wu Quanyou (1834-1902) lernte als kaiserlicher Offizier Tai Chi Chuan von Yang Luchan und dessen zweiten Sohn Yang Banhou (1892-1937).
Zu dieser Zeit war Tai Chi Chuan nur in einem sehr kleinen Zirkel von Kampfkünstlern verbreitet und Bezeichnungen wie Yang-Stil oder Wu-Stil gab es noch nicht. Wu Quanyous Sohn Wu Jianquan (1870-1942) schuf aus dem Tai Chi Chuan seines Vaters eine neue Form. Schelle Bewegungen wurden durch langsame ersetzt und komplizierte Stellungen vereinfacht. Wu Jianquan war noch im Peking der Mandschu-Dynastie geboren, aber nach dem Fall des Kaiserhauses 1911 wurde China eine Republik. Der Leiter der „Forschungsgesellschaft für Leibeserziehung“ in Peking lud zu dieser Zeit die Meister Wu Jianquan, Yang Chengfu und Yang Shaohou ein, an seinem Institut Tai Chi Chuan zu unterrichten.
Mit diesem Schritt ist das Tai Chi Chuan „aus der Tür gegangen“ d.h. von diesem Zeitpunkt an trat es erstmals aus einem begrenzten privaten Bereich heraus an eine breite Öffentlichkeit. 1928 ging Wu Jianquan nach Shanghai und gründete dort 1933 den Jianquan-Tai Chi Chuan-Verband, der wesentlich zur Popularisierung des Tai Chi Chuan beitrug.
Wu Jianquans Söhne Wu Gongyi und Wu Gongzhao verbreiteten den Wu-Stil in Südostasien und deren Nachkommen auch in Amerika und Kanada. Wu Yinghua (1907-1996), die älteste Tochter Wu Jianquans, heiratete Ma Yueliang (1901-1998), den Meisterschüler ihres Vaters. Aus dieser Ehe ist Ma Jiangbao hervorgegangen, der in der Tradition des Tai Chi Chuan den Wu-Stil in Europa verbreitet hat.
Ma Jiangbao ist im Oktober 2016 in Rotterdam gestorben.
Quelle: https://www.wu-taichi.de/ma-jiangbao/
 Dr. Martin Bödicker 
 

Nachruf Dr. Martin Bödicker
Mit Fassungslosigkeit mussten wir die traurige Nachricht entgegennehmen, dass unser langjähriger Taichi-Lehrer und Gefährte im Alter von erst 55 Jahren verstorben ist.
Martin ist es zu verdanken, dass das Wu-Taichichuan von Ma Jiangbao in Deutschland und Europa Fuß fassen konnte und zu dem geworden ist, was es heute ist. Er, so wie seine leider vor 11 Jahren verstorbene Frau Freya, opferten ihre akademische Karriere zugunsten der Verbreitung des Taichichuan, welches Meister Ma 1986 nach Europa brachte. Er scheute keine Mühe um das Wissen von Meister Ma uns allen zugänglich zu machen. Durch das Beherrschen der chinesischen Sprache und seinem naturwissenschaftlichen Wissen und den engen Kontakt zu Meister Ma, verfasste er Bücher und Unterrichtsmaterial, was dem westlichen Schüler überhaupt erst das Wesen der Taichi-Kunst und der dahinterstehenden Philosophie ermöglichten. 
Ebenso erlernte Martin wie kein Anderer die Praxis des Taichichuan direkt aus Meister Ma’s Hand. Mit den praktischen Fähigkeiten und dem Wissen dazu, war er über Jahrzehnte die Anlaufstelle für Lernende des Wu-Stils schlechthin. Seine Seminare, meistens in Verbindung mit Meister Ma, prägten die gesamte deutsche Schülerschaft.
Er gründete den EWTC e.V. als repräsentative Organisation von Ma Jiangbao in Europa, die an den Shanghaier „Verein“ von Meister Ma’s Eltern -Wu Yinghua und Ma Yuehliang- symbolisch angegliedert wurde. Ebenso eröffnete er sein Taichi-Forum und in sämtlichen Organisationen tragen Lehrer sein Wissen und das von Meister Ma weiter.
Martin zog sich aus privaten Gründen 2009 vom öffentlichen Taichi-Leben zurück bereicherte die Schülerschaft jedoch noch mit Büchern zum Thema Chinesische Philosophie und Taichichuan über einige Jahre.
Insgesamt kann man den Wert seines Schaffens nicht hoch genug einschätzen. 
Wir alle profitieren noch heute direkt oder indirekt davon.
Umso mehr bedauern wir, dass sein Leben so früh enden musste und er nach Ma Jiangbao in 2016 nun auch gegangen ist. 
Möge er nun seinen Frieden finden und mit stolz auf sein Werk hinabblicken können.
Udo Kästner, 
im Namen des Vorstands des EWTC e.V.
Quelle: Nachruf Dr. Martin Bödicker – EWTC (wu-taichi.org)
Abruf am 29.12.2024 - die Seite wurde gelöscht!
weitere Infos im Internet:
https://tqj.de/martin-boedicker-gestorben/
https://trauer.rp-online.de/traueranzeige/martin-boedicker
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